Panamericana Reiseblog Februar 2023
Schon von Reisebeginn an wurde uns immer wieder von El Chaltén und der berühmten Bergspitze des Fitz Roys vorgeschwärmt. Dieses kleine Wanderparadies sei ein Mekka für Outdoor-Abenteuer… tja und nun sind wir zwei - eher unerfahrene Outdoor-Abenteurer - also auch da.
Nach unseren ersten Wander-Erfahrungen in Torres del Paine (siehe hier) wagten wir uns mutig und voller Motivation an drei weitere beeindruckende Wanderungen heran. Die erste war weniger anstrengend, quasi zum Aufwärmen, und führte uns zu einem wundervollen Aussichtspunkt über die Stadt, den Fluss und das atemberaubende Bergpanorama. Die zweite Wanderung war die anspruchsvollste und ging zur Laguna de los Tres, über der der Fitz Roy majestätisch thront. Obwohl diese Wanderung extrem anstrengend war und der berühmte Gipfel leider tief in den Wolken verborgen blieb, lohnte sich der Aufstieg - Gott sei Dank - total! Die Natur hier ist einfach zu schön um wahr zu sein!
Die dritte Wanderung zur Laguna Torre war ebenfalls lang und herausfordernd, doch trotz der Wolken (die uns leider erneut den Blick auf einen weiteren berühmten Gipfel - den Cerro Torre - verdeckten) bot sie hinter jeder Ecke neue atemberaubende Schönheiten der Natur. Wir fühlten uns ein bisschen, als würden wir durchs Auenland aus Herr der Ringe spazieren. Vor allem die Laguna Torre selbst war die Mühen allemal wert. Noch nie zuvor haben wir von so nah so viele blau strahlende Gletschereisbrocken gesehen und zwar so nah, dass wir sie sogar anfassen konnten.
In den ersten Tagen konnten wir den Fitz Roy Dank des klaren Wetters übrigens auch wunderbar von unserem (kostenlosen) Stellplatz aus, der sehr praktisch direkt am Eingang der Stadt liegt, sehen.
Auf diesem besagten wunderbaren Stellplatz verbrachten wir vor und nach den Anstrengungen außerdem noch einige gesellige Abende mit alten sowie neuen Reisfreunden, begleitet vom uns wirklich sehr gut schmeckenden „Patagonia Bohemian Pilsener“-Bier, das wir wegen seines vergleichsweise höheren Preises jedoch meist nur zu besonderen Anlässen genießen.
Und genau hier wurden wir, vor allem aber Max, von unseren Reisefreunden auch das allererste Mal inspiriert, wie man richtig gutes Brot und richtig gute Rösti macht.
(Mehr Informationen zu El Chaltén und Umgebung findest du übrigens auch unter Die besten Sehenswürdigkeiten in Argentinien)
Nach dieser echt schönen Zeit in El Chaltén fuhren wir noch schnell tanken an der bis Dato für uns spannendsten Tankstelle überhaupt auf dieser Reise, weil komplett mit Stickern beklebt und einfach nur aus zwei Containern bestehend, und dann erwartete uns auch schon ein weiterer Abschnitt der berühmten Ruta 40 (die landschaftlich schönste und mit ihren 5.194 Kilometern auch längste Straße Argentiniens) mit einem 80 Kilometer (!!!) langen Schotterpisten-Waschbrett-Abschnitt. Das wird rüttelig! Für besseren Grip und weicheres Fahren ließen wir die Luft aus den Reifen und stellten uns langsam aber sicher auf diese Herausforderung ein. Aber außer, dass unsere Seitentür irgendwann anfing sich immer mal wieder von alleine leicht zu öffnen, ging alles gut.
Geschafft! Müde und stolz kamen wir in Gobernador Gregores an und übernachteten dort auf irgendeiner Grünfläche.
Nach ein paar weiteren eher unspannenden Fahrtagen erreichten wir irgendwann den Patagonia Nationalpark. Dieser beeindruckte mit der eben für Patagonien so typischen Landschaft. Eine Mischung aus staubigem Steppenland, kargen Bergen und tiefblauen Seen traten immer wieder aufs Neue vor unsere Augen.
Der patagonische nicht zu unterschätzende Wind machte uns hier jedoch bei der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz ordentlich zu schaffen, sodass wir leider nicht direkt an einem der wunderschönen Seen übernachten konnten. Unser Käpt’n Knut schwankte einfach zu doll hin und her. So würden wir wahrscheinlich kein Auge zubekommen.
Stattdessen fanden wir im Windschatten einer Hütte, nahe der chilenischen Grenze, Schutz und freundeten uns im gleichen Zuge mit dem sympathischen Hüttenbewohner an, der für die (Schotter-) Straßenpflege im Nationalpark verantwortlich war. Die Kirsche auf der Torte an diesem Platz: Das W-LAN, für das er uns freien Zugang gab, war das schnellste seit Langem für uns!
Der anschließende Grenzübertritt von Argentinien nach Chile verlief erneut problemlos für uns, auch wenn die Einreise aufgrund einer kurz vor uns eingetroffenen Motorrad-Gang etwas länger dauerte. So langsam sind wir schon richtig geübt im Hin- und Herfahren zwischen Argentinien und Chile.
Die Landschaft änderte sich schlagartig und wurde deutlich grüner.
Cochrane, unser erster Halt in Chile, begrüßte uns mit einem festlich dekorierten Stadtschriftzug – amüsant, da es ja schon fast Mitte Febraur war.
Wir fanden einen schönen Stellplatz oberhalb der Stadt und trafen hier zu unserer großen Freude einen Teil unserer Schweizer Reise-Freunde (@lostdonkeys & @roadfox_) wieder. Gemeinsam verbrachten wir ein paar schöne Abende und besuchten spontan ein Gauchofestival - hochinteressant!
Da wir hier außerdem an unseren Vlogs arbeiteten, blieben wir noch etwas länger als die anderen. Das führte glücklicherweise dazu, dass wir auch Celine & Dario (@ontourwithbetty) wiedertrafen, sowie Bene, Emil, Babsi & Flo (von www.vierim4x4.de) kennenlernten.
Als Flo durch Zufall mitbekam, dass es bei uns leider schon seit Uruguay (siehe hier) reinregnet, bot er umgehend seine Hilfe an.
Kurzer Hand entfernte er gemeinsam mit Max unsere komische weiße Fernseh-Antenne vom Dach (die haben wir eh nie gebraucht) um zunächst auszuschließen, dass jemals wieder Wasser durch die Dank Flo nun nicht mehr rostigen Ränder dieses Dach-Einschnittes kommt. Mal schauen, ob das die einzige üble Stelle war… der nächste Regen wird es zeigen.
Nach diesen echt schönen, aber auch arbeitsreichen Tagen ging es dann endlich los: Unsere Reise auf der berühmten Carretera Austral begann nun also in Cochrane und zu unserer großen Freude noch dazu gemeinsam mit Celine & Dario, mit denen wir nun ein bisschen zusammen fahren möchten, weil wir uns echt super verstehen.
Schnell noch einige Einkäufe und Erledigungen hinter uns gebracht, fuhren wir aus dem Ort heraus und genossen die unglaublich beeindruckende Landschaft mit ihren schneebedeckten Bergspitzen und türkisblauen Flüssen.
Wegen der vielen Schlaglöcher in der sowieso schon nur aus Schotter bestehenden „Straße“ fuhren wir ganz langsam und gemächlich… also perfekt, um die Schönheit der Umgebung in vollen Zügen zu genießen… ups - schonwieder ein Schlagloch übersehen… ok, doch lieber wieder mehr auf die Straße gucken.
Auf einem traumhaften Stellplatz direkt am wunderschönen Lago Bertrand holten wir erstmals auf dieser Reise unser Standup-Paddleboard heraus und verbrachten eine herrliche Zeit an diesem satt-türkisfarbenen See (Die Farben der Gewässer hier sind einfach unglaublich… eines ist blauer, türkiser und klarer als das andere).
Dario musste u.a. einmal ins eiskalte GLETSCHER-Wasser, um einen verhakten Köder zu retten, brachte später dafür aber tatsächlich noch einen eigens gefangen Fisch an Land. Ein unvergesslich schöner Aufenthalt, den wir eigentlich sehr gerne noch ein paar Nächte länger ausgekostet hätten, doch auch am nächsten Stopp, in Puerto Río Tranquilo, warteten schon die nächsten Highlights auf uns.
Hier verbrachten wir drei weitere gemeinsame ereignisreiche Tage. Eine Kajaktour zu den berühmten Marmorhöhlen (Catedral de Mármol, siehe Foto ganz oben) und eine Gletscherwanderung auf dem Glaciar Exploradores standen auf dem Programm. Diese Erlebnisse waren ebenfalls wahnsinnig beeindruckend und gaben uns einen noch tieferen Einblick in die - und da wiederholen wir uns immer wieder gerne - einfach atemberaubende Natur Patagoniens.
Zwischendurch lösten wir mit Hilfe von Flo (@vierim4x4), die inzwischen auch hier eingetrudelt sind, schlussendlich doch das erste unserer zwei Dachfenster aus unserem Dach, reinigten alle Klebestellen und setzten es fachmännisch wieder ein, denn leider hatte das Reinregnen nach der letzten Aktion noch nicht aufgehört.
Echt unglaublich, wie hilfsbereit man unter Reisenden so ist! Wir sind unglaublich dankbar!
An einem weiteren wunderschönen wilden Stellplatz am Rio Murta feierten wir, dank eines wunderbaren Empfangs von unseren lieben Schweizer Freunden @lostdonkeys, @roadfox_ & @ontourwithbetty, Max' Geburtstag mit einer kleinen Überraschungsparty, zu der auch die @vierim4x4 am Abend wieder dazustießen.
Es war ein absolut perfekter Vanlife- bzw. Overlander-Geburtstag mit tollem Essen (Kumpirkartoffeln), leckerem Kuchen, wärmendem Lagerfeuer und fantastischer Gesellschaft.
Am nächsten Tag wurde mit Flo und Familie noch das letzte unserer undichten Dachfenster in Angriff genommen und - um es direkt einfach mal vorweg zu nehmen: Endlich war anschließend wirklich alles dicht!
Lieber Flo, ohne dich hätten wir das niemals so gut hinbekommen! 1.000 Dank nochmal für all die Hilfe!
Dann verabschiedeten wir uns und setzten unsere Reise nach Coyhaique fort. Diese Stadt bot die Gelegenheit, auf einem Campingplatz mal wieder ausgiebig zu duschen und Wäsche zu waschen – eine willkommene Abwechslung und dringend nötig. Zudem statteten wir uns hier mit neuen Walkie Talkies, einem GPS-Tracker und einem Messerschleifer aus - quasi als kleine nachträgliche Geburtstagsgeschenke.
Weiter ging es - immernoch auf der Carretera Austral, die übrigens satte 1.240km lang ist - entlang eines beeindruckenden Pazifik-Fjords, wo wir direkt von unserem Übernachtungsplatz aus echte Delfine beobachten konnten. Wie cool ist das denn bitte?
Direkt am nächsten Tag ging es wieder weiter nach Chaitén. Irgendwie sind wir ziemlich schnell unterwegs… obwohl doch diese Straße so unglaublich schön ist und es hier noch so viel mehr zu entdecken gäbe… Leider registrieren wir diese Tatsache erst viel später, als wir die Carretera Austral schon längst hinter uns gelassen hatten.
In Chaitén verbrachten wir fünf Nächte am dunklen Bilderbuch-Vulkanstrand „Playa Santa Bárbara“, konnten hier ebenfalls ein paar Delfine als unsere Nachbarn bezeichnen (so cool!) und erledigten viel. Darunter wieder das Schneiden eines neuen YouTube-Videos, sowie die Erkundung des Pumalín-Nationalparks. Mit seinen uralten Mammutbäumen und Wasserfällen stellt der sich erneut als ein echter Hammer heraus! Einfach Wow!
Die anschließende Fährfahrt nach Chiloé war nicht so der Hammer. Dafür mystisch und neblig. Quellón, die Stadt in der wir anlegten, empfanden wir leider ebenfalls als überhaupt nicht einladend. Ein paar Einkäufe, sowie das Aufsuchen eines Entel-Shops (Entel = unser SIM-Karten Anbieter), wegen eines erneuten Registrierungsversuchs von Max‘ Handy, mussten trotzdem sein.
In Chile muss man nämlich tatsächlich das eigene Handy offiziell registrieren (lassen), damit es nicht nach ein paar Wochen für den Internetempfang komplett gesperrt wird. Die Hintergründe dafür sind u.a. Sicherheit (es werden z.B. Tsunami- oder Erdbeben-Warnungen direkt auf‘s Handy gesendet), sowie die Verhinderung von illegalen Aktivitäten.
Das einzig Coole in dieser Stadt: Hier beginnt sie nun endlich auch ganz offiziell, die Panamericana! Denn hier ist der Kilometer 0 des Panamerican Highways, der all die Amerikas von Süden nach Norden bzw. umgekehrt verbindet.
Im lässigen Reisejargon wird die Panamericana übrigens auch mit „Panam“ - selbstverständlich englisch ausgesprochen - genannt… so haben wir gelernt.
Der Februar 2023 war geprägt von - wir sagen es an dieser Stelle gerne noch einmal - ATEMBERAUBENDEN Landschaften, schlaglochreichen Fahrten und wunderbaren Begegnungen mit alten und neuen Reisefreunden. Jede Etappe brachte erneut ihre eigenen Herausforderungen und Freuden mit sich und wir freuen uns riesig doll auf die weiteren Abenteuer, die auf der Carretera Austral, sowie entlang der nun endlich auch offiziell erreichten Panamericana und darüber hinaus auf uns warten. Vielen Dank, dass du (wieder) dabei warst und wir hoffen, dass dir der Artikel gefallen hat.
Falls du (auch) nicht genug von Patagonien bekommen kannst, haben wir dir hier noch alle Videos aus dieser Zeit verlinkt, sowie zwei Artikel, die dich ebenfalls interessieren könnten:
Gletscher & Rösti (Perito Moreno bis El Chaltén)
War alles umsonst? (Wanderung zum Fitz Roy in El Chaltén)
Patagonia at it‘s best (Wanderung zur Laguna Torre in El Chaltén)
Vanlife auf der Carretera Austral
Unsere persönlichen TOP-Sehenswürdigkeiten in Argentinien
Wie gehen Grenzübergänge in Südamerika?
Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Stöbern und sagen hiermit Anschnallen Abfahrt, bis zum nächsten Mal!
Deine Merle, Max & Käpt‘n Knut <3