Panamericana Reiseblog: Mai 2023
Der Mai startete für uns - eigentlich ziemlich gut - entlang der spektakulären Ruta 68, einer Straße in Argentinien, die sich von Cafayate nach Salta windet und uns mit atemberaubenden Aussichten auf Berge und Täler fesselte.
Jeder Kilometer dieser Strecke war ein Erlebnis für sich, und wir konnten es uns nicht verkneifen, immer wieder anzuhalten, um die malerische Landschaft in uns aufzusaugen.
Was als reine Durchfahrt geplant war, entwickelte sich allerdings spätestens in Salta zu einem weit längeren Abenteuer, als wir es jemals erwartet hätten, aber dazu später mehr.
Nachdem wir unseren Zielort Salta also erreicht hatten, war die Freude groß, denn wir trafen hier unsere lieben Reisefreunde Céline & Dario, Laura & Pietro, sowie Livia & Juval wieder. Zur Feier des Tages zogen wir alle Register: Ein authentisches Schweizer Käsefondue brachte uns, bzw. vor allem den Schweizern unter uns, für einen Moment die vertraute Wärme der Heimat zurück.
Der Campingplatz, auf dem wir uns hier niederließen, war ein wahres Zentrum für internationale Reisende, voller Abenteurer, die ihre Geschichten austauschten. Marco und Berit, Valentina und Martin – die Liste neuer Freundschaften wuchs täglich. Es war eine lebendige, herzliche Gemeinschaft, und bald wurde der Ort zum Mittelpunkt unseres Aufenthalts, der eben leider weitaus länger dauerte, als wir es jemals geplant hatten.
Denn während das soziale Leben aufblühte, zogen sich am Horizont die technischen Problem immer mehr zusammen.
Unser treuer Van, „Käpt’n Knut“, begann auf den hier nun immer höher werdenden Höhenwegen der Anden, größere Schwierigkeiten zu zeigen. Regalmäßig blinkte die Zündspule im Cockpit auf und der Motor schaltete sich in den Notlauf. Laut OBD 2 - Stecker (hier unser Empfehlungslink, so ein Teil sollte jede reisende Person dabei haben) seien es Probleme mit dem Turbo.
Das machte uns große Sorgen, doch glücklicherweise fand sich auf iOverlander (eine sehr hilfreiche Reise-App) eine Werkstatt in Salta, die sich auf solche Fälle spezialisiert hatte.
Was zunächst nach einer schnellen Reparatur klang, entwickelte sich jedoch zu einer zähen Odyssee, die unsere Geduld auf die Probe stellte. Der Mechaniker Augustin vermutete einen defekten MAF-Sensor (= Luftmassenmesser) – nur leider war dieser für den VW Crafter in ganz Argentinien nicht zu bekommen. Tagelang suchten wir nach einer Lösung, blieben aber immer wieder frustriert auf der Strecke.
Trotz dieser Herausforderungen war das Leben auf dem Campingplatz erfüllt von gemeinschaftlichen Momenten. Abende voller Grillrunden, Restaurantbesuche und lange Gespräche mit anderen Reisenden halfen uns, den Frust über unseren Knut etwas zu lindern.
Es war eine Zeit der Widersprüche: Während wir in der Werkstatt auf eine Lösung hofften, erlebten wir gleichzeitig die unvergleichliche Herzlichkeit der Overlander-Community.
Die erhoffte Lösung ließ jedoch lange auf sich warten. Als Flo (@vierim4x4), ein erfahrener Ingenieur und ebenfalls guter Reise-Freund, schließlich das AGR-Ventil (= Abgasrückführ-Ventil) als mögliche Ursache diagnostizierte, schöpften wir neue Hoffnung.
Zusammen bauten wir das Ventil aus, reinigten es und setzten es wieder ein. Doch die anschließende Testfahrt brachte statt Erleichterung nur Ernüchterung – der Fehler tauchte wieder auf. Dieser Rückschlag ließ uns emotional erschöpft und ratlos zurück.
Doch dann, nach etlichen Tagen voller Frust, wendete sich das Blatt unerwartet!
Bei einer weiteren Testfahrt lief Knut plötzlich ohne Probleme. Über zwei Stunden fuhren wir und der Motor schnurrte wie ein Kätzchen – nicht einmal der gefürchtete Notlauf trat ein.
Flo riet uns, vorsichtig optimistisch zu sein, und so beschlossen wir, eine größere Testfahrt in die Berge nach Cachi zu unternehmen.
Die Fahrt nach Cachi war magisch. Einsame Wildnis, unberührte Natur und die erhabene Stille des Los Cardones Nationalparks boten uns nicht nur eine willkommene Auszeit, sondern auch das Gefühl, dass Knut endlich wieder in Form war.
Doch auf dem Rückweg nach Salta erlebten wir einen erneuten Rückschlag: Die Zündspule blinkte und der Motor fiel wieder in den Notlauf! Es war nun leider klar, dass alleine die Reinigung des AGR-Ventils nicht ausreichte. Wir entschieden uns also, es komplett zu ersetzen, doch auch dieses Ersatzteil war in Argentinien nicht aufzutreiben.
Also organisierten wir es aus Europa – ein Schweizer Bekannter würde es Anfang Juni nach Chile mitbringen. Bis dahin hieß es nun also erstmal: Abwarten. Toll.
Trotz der immer wiederkehrenden Rückschläge fanden wir in Salta auch weiterhin viel Positives. Z.B. verbrachten wir mit Céline & Dario und Alina & Timo zusammen (anlässlich Darios Geburtstags) einen weiteren unvergesslichen Abend im unglaublich guten arabischen Restaurant „Dubai“. Solche Momente boten uns wertvolle Lichtblicke inmitten der anhaltenden Schwierigkeiten mit unserem Van.
Schließlich kamen wir nach vielen weiteren Recherchen darauf, dass vielleicht doch der DPF (Dieselpartikelfilter) zusammen mit dem AGR-Ventil die Ursache allen Übels sein könnte.
Der Moment, in dem wir Salta erneut verließen, um dies genauer zu überprüfen, war mit Spannung geladen.
Diese „neue“ Testfahrt führte uns zum Viadukt Polvorilla, einer gewaltigen Brücke auf 4.200 Metern Höhe!
Wir wollten extra so hoch hinaus, um zu prüfen, wie Knut sich in solchen extremen Höhen TATSÄCHLICH verhalten würde, denn bald werden wir uns beim Durchqueren der Anden in Bolivien und Peru hoffentlich für Länger „so hoch oben“ befinden.
Und vielleicht könnten wir ja einfach so weitermachen, wie bisher? D.h. immer sobald er in den Notlauf schaltet, einfach den Motor einmal neu starten und anschließend weiterfahren… bis es eben wieder passiert …?
Die Hoffnung währte nicht lange, als plötzlich das allererste Mal überhaupt die DPF-Warnleuchte selbst (natürlich zusätzlich zur Zündspulen-Warnleuchte und dem Notlauf) aufblinkte. Mit schwerem Herzen kehrten wir nach Salta zurück, entschlossen, einen letzten Versuch der Problemlösung zu unternehmen, obwohl wir ja immer noch nicht ganz genau wussten, was die tatsächliche Ursache dieser Symptome ist.
In einer spezialisierten Werkstatt ließen wir schlussendlich nun radikal sowohl den DPF entfernen und technisch deaktivieren, als auch das AGR-Ventil deaktivieren. Hoffentlich bringt das was!
Die Veränderung war jedenfalls sofort spürbar – Knut fuhr sich deutlich spritziger und leichter und wir waren gespannt, ob dies tatsächlich die endgültige Lösung sein würde.
Mit neuer Hoffnung setzten wir unsere Reise nun also nach insgesamt 21 TAGEN IN SALTA final fort. Unser Weg führte uns durch die Dschungelstraßen der Termas de Reyes, wo wir zufällig auf unsere holländischen Freunde Monique und Josh trafen. Gemeinsam verbrachten wir eine ruhige Nacht und arbeiteten an kleinen Reparaturen, die unseren Knut weiter stabilisierten.
Es war das erste Mal seit Langem, dass nach einer so langen Fahrt keine einzige Warnleuchte aufblinkte – und wir wagten es, wieder vorsichtig optimistisch zu sein.
Unser nächstes Ziel war Purmamarca, ein malerisches Dorf, das von den berühmten „Siebenfarbigen Bergen“ umrahmt wird. Die leuchtenden Farben der Berge zogen uns in ihren Bann, und wir verbrachten den Tag damit, über den Markt zu schlendern und uns ein paar neue Reisebegleiter zu gönnen – ein Brotkorb und ein neuer Hut für Max. Der Abend in einer Pizzeria, gemeinsam mit Elke und Martin, die mit Motorrädern durch Südamerika reisten, war ein weiteres Highlight. Ihre Erzählungen von der Lagunenroute in Bolivien ließen unsere Vorfreude auf neue Abenteuer weiter wachsen.
Apropos Abenteuer: Kurz bevor wir aus Salta (endlich final) gestartet waren, hatte Juval (@roadfox_) uns von seinem Lieblingswein vorgeschwärmt und erzählt, dass das entsprechende Weingut in der Nähe von Tilcara läge. Was für ein Zufall, dass dies nun genau auf unserem Weg lag und so ließen wir es uns als frischgebackene Wein-Fans (siehe dazu unseren Bericht aus April 2023) natürlich nicht nehmen, dort vorbeizufahren.
Über eine abenteuerliche Straße, die uns mitten durch ein Flussbett führte, erreichten wir das Weingut „Fernando Dupont“. Wir hatten Glück und konnten spontan an der letzten Führung des Tages teilnehmen, bei der wir Noelia und Pablo aus Buenos Aires kennenlernten. Zu viert bekamen wir von unserem Guide Fernando eine exklusive Führung durch das Weingut.
Die Atmosphäre war entspannt, und wir genossen jede Minute, bevor wir natürlich ein paar Flaschen des leckeren Weins und ein kleines gehäkeltes Lama als Andenken mitnahmen.
Anschließend ging es weiter nach Humahuaca, wo wir für ein paar Nächte auf einem Campingplatz blieben. Hier trafen wir erneut auf Elke und Martin und verbrachten ein paar sehr schöne Abende zusammen. Außerdem machten wir uns gemeinsam auf den Weg zu DEM Highlight der Region: den Regenbogenbergen, auch bekannt als die „Vierzehnfarbigen Berge“.
WOW! Auf über 4.000 Metern Höhe konnten wir die intensiven Farben dieser einzigartigen Landschaft kaum fassen. Wir hielten immer wieder inne, machten unzählige Fotos und genossen diesen unvergesslichen Ausflug in vollen Zügen.
Was uns dabei besonders glücklich machte: Knut bewältigte die über 4.000 Höhenmeter problemlos! Keine Warnleuchte, kein Notlauf – einfach pures Fahrvergnügen. Es war eine enorme Erleichterung und Bestätigung, dass es die absolut richtige Entscheidung war, den DPF und das AGR-Ventil entfernen zu lassen.
Unserem Schweizer Bekannten sagten wir übrigens ab, das neue AGR-Ventil mitbringen zu müssen. Dieser Aufwand war nun Gott sei Dank nicht mehr notwendig!
Weiter ging es in Richtung der atemberaubenden Salinas Grandes. Diese riesige weiße Salzebene wirkte wie eine fremde Welt, still und majestätisch, und wir verbrachten die Nacht in völliger Einsamkeit unter dem klaren Sternenhimmel.
So kann es weitergehen!
Auf einmal wurden wir hier ganz emotional, als uns klar wurde, dass dies wohl der allerletzte Übernachtungsplatz in Argentinien für uns sein würde, denn wir haben dieses Land echt lieb gewonnen. Es war jedes Mal ein bisschen wie nach Hause kommen für uns, während wir in den letzten Monaten über die vielen Grenzen immer wieder „zurück nach Argentinien“ fuhren.
Nach dieser bewegenden und auch ziemlich frostigen Nacht machten wir uns auf den Weg zurück nach Chile. Die Fahrt über den Paso de Jama führte uns auf bis zu 4.800 Meter Höhe und bot uns einige der spektakulärsten Landschaften unserer bisherigen Reise.
Trotz all der technischen Herausforderungen, die wir überwinden mussten, blicken wir mit einem riesigen Lächeln und unendlich viel Dankbarkeit auf unsere Zeit in Argentinien zurück. Die Wochen in Salta z.B. brachten uns nicht nur unzählige Begegnungen und Freundschaften, sondern letztendlich auch den Sieg über die Probleme mit Knut.
Jetzt, da wir den majestätischen Norden Argentiniens final hinter uns lassen, schauen wir gespannt in die Zukunft – und auf die bevorstehenden Abenteuer in der mystischen Atacama-Wüste in Chile und auf der legendäre Lagunenroute in Bolivien.
Wir freuen uns auf jeden Fall riesig, wenn du auch beim nächsten Mal wieder dabei bist und listen dir zur Überbrückung der Wartezeit hier noch ein paar spannende Artikel, sowie unsere Videos aus April 2023 auf.
Zum Lesen:
Die besten Sehenswürdigkeiten in Argentinien
Polizeikontrollen in Argentinien
Wie funktionieren Grenzübertritte in Südamerika?
Zum Anschauen:
Turbo defekt? Wir stecken fest in Salta
Vom Pech verfolgt - wenn NICHTS mehr funktioniert
Ein schwerer Abschied - nie wieder Argentinien
Vielen lieben Dank für‘s Lesen und bis zum nächsten Mal :)
Deine Merle, Max & Käpt‘n Knut <3